Gastblog: Stadt Ali und Radio Lotte auf Hiddensee

Tag 3: Nennt mich den Cowboy von Hiddensee!


Erschütternde Szenen spielen sich am dritten Tag Hiddensee ab. Berge von Exkrementen türmen sich auf den Straßen. Muss das sein, fragt sich der ästethisierte Mitteleuropäer? Können die Ihren Scheiß nicht wegräumen? Eine Gefahr für Mensch und Maschine, kaum ein durchkommen.



Antonia lacht, aber es ist das Lachen der Hilflosen.

Wir treffen einen Kutscher und fragen ihn, wie es dazu kommen kann, dass diese Bilder zum Alltag der Insel gehören. Es gibt doch die Möglichkeit, den Pferden hinten Säcke anzubinden, in die der Abfall reinfällt. Warum macht Ihr das nicht ? „Weils scheiße aussieht“, seine lakonische Antwort. Man muss tief eintauchen in diese Insel, um alles zu verstehen. Wir sitzen nach einem langen Tag draußen in der Kälte, unter einem regennassen Wirtshausdach – denn drinnen ist das Rauchen auch hier verboten- und lauschen den Weisheiten des Kutschers „Cowboy“. Cowboy fährt von April bis November Touristen in seiner Kutsche über die Insel. So weit so gut. Aber es ist doch „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Denn drei bis viermal Touristen immer das gleiche zu erzählen…Ehrlich wer will das freiwillig tun? Zum Glück sind die Insulaner des Platts mächtig und können sich so in den Pausen ablästernd abreagieren. Dem Insulaner zuzuhören ist dann doch spannend. Der harte Winter 78/79. Alles vereist, die Versorgung nur noch per Hubschrauber. Milch für Mütter. Der Cowboy abgeschnitten in irgendeiner Kate mit einem Kanten Brot und einer Bockwurst. Nicht vergessen: Die Insel ist im Prinzip Autofrei. Was tun bei 160 km/h Sturm, wenn es heißt Gemüse von Kloster nach Vitte bringen, wenn der Kutschwagen zur Seite gedrückt wird und nur noch auf zwei Reifen fährt? Und dann der ewige Inselpolizist auf der Jagd nach Fahrradfahrern ohne Licht, betrunkenen Kutschern oder Kutschern ohne Verbandskasten? Nur soviel, der Polizist wird hier nicht gemocht. Zurück zur Scheiße. Wer macht sie weg ? Ein kompliziertes System. Die Kutscher zahlen pro Gespann (zwei Pferde – für die nicht Schockemöhles) 120 Euro im Monat. Dafür gibt es einen Mensch, der den ganzen Tag die Insel hoch und runter fährt und die Scheiße wegschafft. Mein Vorschlag, den Dung (Fachsprache) einzusammeln und an die Touris und ihre Rosenbeete zu verkaufen, wurde nicht gehört. Schade. Es gibt also Geschichten zu erzählen.

Und das wollen wir ja ab Montag tun, wenn Radio Lotte Hiddensee auf Sendung geht. Im Internet unter www.radiolotte.de. Und deshalb haben wir uns auch heute weiter vorbereitet. Während wir Journalisten Themenpläne verfasst haben, Essen waren und uns zum Abend das schwer verdauliche Puppentheaterstück „Bericht vor der Akademie“ (oder so ähnlich) von Kafka angetan und dann die Fischerklause und Kutscher „Cowboy“ aufgesucht haben, waren unsere Rostocker Steffen und Martin wieder fleißig.



Anja war aber auch nicht ohne und hat sich in die Höhle der Löwin, sprich zur Wahrsagerin begeben (s. Bericht 2. Tag). Ihr wurde für fünfzig Euro aus Tarotkarten und der Hand eine glückliche Zukunft vorausgesagt. Interessanter ist aber, dass die Wahrsagerin im bürgerlichen Beruf Bäckereifachverkäuferin ist. Das ganz Interview gibt es dann am Montag ab 7.00 Uhr auf der 90,2 in Hiddensee oder unter www.radiolotte.de.
Euer STADT ALI aus Hiddensee

MEDIA:

<MP3>Umfrage auf Hiddensee: Was macht für sie den Reiz der Insel aus?

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prieditis, Montag, 21. Juli 2008, 22:17
Antonia lacht...
JAWOLL! endlich wird mal gezeigt, dass der umweltfreundliche drahtesel eine mär ist... man sieht´s doch ganz deutlich!!! also, ich meine, mein mopped fährt auch ohne wald!