"Learning English" (Aus meinem Urlaubstagebuch) Übrigens fhab ich das ganze Urlaubstagebuch unter "THEMEN" noch mal zusammengestellt. Mit noch mehr drinne.
Julia wollte das ich ihr im Urlaub Englisch beibringe. Sie spricht das normale Schulenglisch. Gut. Wenn ich ehrlich bin: Etwas schlechteres normales Schulenglisch.
Bei manchen Worten neigt sie zu einer unkonventionellen Aussprache. Aber schon das Wort „Schulenglisch“ sieht ja lustig aus wenn es das so geschrieben steht, und ähnlich lustig baut sie ihre Sätze zusammen. Ihre Grammatik ist abenteuerlich wie eine Reise durch den Dschungel. Zu wenig Praxis außerdem.
Woher auch.
Aber sie kann sich verständigen. Und es gibt wichtigeres als Englisch.

„Das sagst du nur weil DU es gut kannst“, maulte Julia abends auf dem Freisitz einer Bar in Chersonnissos.

„Bring es mir bei. Es ist mir unangenehm wenn ich was sagen will, und ich weiß genau was ich sagen will und ich kann es nicht so sagen wie ich es sagen will! Verstehst Du?“

„Vollkommen,“ sagte ich. „Dann fangen wir mal an.“

„Wie bei diesem Pärchen aus Holland das wir letztes Jahr in Portugal kennengelernt haben! Du hast dich mit dem Typen unterhalten, und mich hat seine Freundin vollgequatscht und ich hab alles verstanden und dann haben mir immer nur ein paar Worte gefehlt und bis mir das Wort eingefallen ist war die schon wieder ganz woanders und …“

„Und was?“

„Und…du hast mir ja nicht geholfen!“

„Mit 2 Promille kann ich mich nur noch auf EIN Gespräch konzentrieren. Aber jetzt helfe ich Dir ja. Komm, wir lernen Englisch. Das geht am besten wenn man es einfach spricht. Los, ab jetzt heute Abend nur noch Englisch“

Auf der Straße stakste eine Gruppe von abenteuerlich gekleideten Engländerinnen vorbei.

Julia blickte ihnen konzentriert nach, nahm einen tiefen Schluck Daiquirie und blies den Rauch aus den Backen. „Seeehr are mennie acklie Piepel work bei.“

„Working,“ sagte ich. „Säi ahr WORKING bei. Oder: HUH work bei. Eventuell geht auch: PÄSSING bei.“

„Was denn nun?“, fragte Julia spitz. „Und unterbrich mich nicht immer gleich!“

„Soll ich dir nun was beibringen oder nicht?“

„Ja. Aber nicht SO!“

„Wie: SO???“, fragte ich.

„So von oben herab. So besserwisserisch!“

Wie soll ich jemandem etwas beibringen ohne seine Fehler zu berichtigen? Ohne sofort „Besserwisser“ genannt zu werden? Das „besser wissen“ ist doch eine Grundbedingung dafür, das jemand der es eindeutig schlechter weiß von dem der es besser weiß profitieren kann. Oder?

„Mach weiter“, seufzte ich.

„Wieh finking…“, begann Julia.

„AAAHHR finking“, flüsterte ich in meinen Strohhalm.

„Was ist denn jetzt schon wieder,“ rief Julia. „Du weißt ja noch gar nicht wie mein Satz weitergeht!“

„Stimmt, aber mit: Wieh finking KANN er nicht mehr richtig werden. Es muss in jedem Fall heißen: Wie AAAHR finking! Es sei denn du willst eine Art gebrochenes Jamaika … Rastafari Englisch sprechen. Dazu mit indischem Akzent.“

„Verscheißern kann ich mich alleine“, schrie Julia. „Pass auf: Seeehr are mennie acklie Piepel working bei...JU ESSHOHL!!“

Die Gruppe abenteuerlich gekleideter Engländerinnen die in diesem Moment vorbeilief hatte zum Glück nur das letzte Wort verstanden und grinste mich mitleidig an.

„Perfekt.“ sagte ich.

Kommentieren